Hettenleidelheim/Tiefenthal

Weitere Infos zur Kirchengeschichte St. Peter

Leidelheim und Hettenheim, zwei ursprünglich getrennte, über einen Kilometer voneinander entfernt liegende Dörfer, dürften wie die meisten Orte im Umkreis zur Zeit der fränkischen Landnahme im 5./6. Jahrhundert gegründet worden sein. Aus den ältesten Wortformen lassen sich ein Hitto und ein Liudilo als Oberhäupter der hier siedelnden Menschengruppen ableiten. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt von 1155: Damals schenkte Berthold von Winzingen, der Gründer des Ramser Klosters, diesem Besitzungen unter anderem in “hitenheim”. “Luttelheim” erscheint 1267 erstmals in einer Urkunde. Im Mittelalter stand in jeder Ortschaft eine Kapelle; die in Hettenheim war dem hl. Stephan, die in Leidelheim dem hl. Petrus geweiht. Hettenheim war als Tochterkirche nach Eisenberg, Leidelheim als Tochterkirche nach Wattenheim gepfarrt. (Wormser Synodale 1496). Der Prior des Klosters Höningen war verpflichtet, wöchentlich zweimal in St. Peter in Leidelheim eine hl. Messe anzuordnen (Weistum vom Jahre 1491). Den Pfarrsatz in Wattenheim besaß das Kloster Höningen. Im Jahre 1569 löste es sich auf. Damit endeten auch die Messfeiern in Leidelheim. Eisenberg war im Jahre 1556 zum lutherischen Glauben gekommen, damit stand auch dessen Filialkapelle zu Hettenheim dem lutherischen Gottesdienst offen. In gleicher Weise wurde auch Leidelheim, etwa ab 1569, im lutherischen Glauben von Wattenheim her versorgt.

Hettenheim war von 1146 an, Leidelheim von 1361 an dem Kloster Ramens hörig und untertan. Bei Aufhebung des Klosters Ramsen im Jahre 1485 fielen die beiden Ortschaften Hettenheim und Leidelheim an das Hochstift Worms und damit in die Untertanenschaft des dortigen Fürstbischofs. Bischof Dietrich von Bettendorf vereinigte die beiden Ortschaften im Jahre 1556 zur Gesamtgemeinde Hetten-leidelheim (Weistum v.J. 1556).
Sie war recht klein und ringsum von protestantischen Territorien umschlossen: im Norden von der nassauischen Herrschaft Kirchheim-Stauf und im Süden von der Grafschaft Leiningen. An der kirchlichen Organisation änderte sich jedoch zunächst nichts: Beide Kapellen wurden nach wie vor von den lutherischen Geistlichen in Wattenheim und Eisenberg versorgt. Der Grund dürfte darin liegen, dass das Bistum Worms sehr geschwächt war, weil es in der Reformation fast untergegangen wäre: die meisten Pfarreien wurden von ihren Landesherren zum Protestantismus geführt; katholisch blieben nur die wenigen Dörfer, in denen der Bischof auch politischer Landesherr war. Anfang des 17. Jahrhunderts sollen nur “zwei arme Dörflein” diese politische Oberhoheit anerkannt haben.
Diese Situation änderte sich erst im 30-jährigen Krieg, als katholische kaiserliche Truppen das Land besetzt hielten und die Rekatholisierung betrieben. Unter deren mititärischem Schutz löste der Bischof um 1624 Hettenheim und Leidelheim von ihren bisherigen Mutterkirchen und pfarrte sie nach Neuleiningen um. Hier war im bischöflichen Halbteil der Stadt die einzige katholische Pfarrei im weiten Umkreis, die in der Reformation nicht untergegangen war. Dieser Schritt führte zu lange währenden unerfreulichen Auseinandersetzungen, als es 30 Jahre später darum ging, die überaus schadhafte Hettenheimer Kapelle zu erneuern. Dass man sich mit der Eisenberger Seite nicht einigen konnte, bewirkte schließlich auch, dass die heutige Pfarrkirche im kleineren Ortsteil Leidelheim gebaut wurde.
Der Bischof von Worms errichtete im Jahre 1696 aufgrund seines uralten Pfarrbesetzungsrechtes wieder die katholische Pfarrei Eisenberg und unterstellte dieser Pfarrei ab 1699, wie schon im Mittelalter, wieder die Doppelfiliale Hetten- und Leidelheim. Der katholische Pfarrer fand in Eisenberg kein Heimrecht. Er verlegte daher seinen Wohn- und Pfarrsitz nach Göllheim, wo schon 1686 die katholische Pfarrei entstanden war. So wurde also von 1699 bis 1705 die Doppelfiliale Hetten- und Leidelheim von Göllheim aus pastoriert. Bei dieser Pfarrorganisation blieb es jedoch nur wenige Jahre. 1705 wurde die Doppelfiliale von ihrer Mutterkirche Eisenberg abgetrennt und zur selbständigen Pfarrei Hettenleidelheim bzw. Leidelhettenheim erhoben.
Darüber schreibt der damalige Pfarrer von Eisenberg und Göllheim, Pater Martialis Utershagen, im katholischen Kirchenbuch von Göllheim unter der Matrimonialmatrikel vom 13. Juni 1705 folgenden Vermerk: “Circa hoc tempus utraque filialis Hetten- et Leidelheim ab ecclesia tunc temporis Matriae Eisenbergensis separata est, et accepit proprium parochum.” Das heißt: Zu dieser Zeit wurde die Doppelfiliale Hetten- und Leidelheim von ihrer Mutterkirche Eisenberg abgetrennt, sie erhielt einen eigenen Pfarrer als Ortspfarrer.

Der 13. Juni 1705 war somit die Geburtsstunde der neuen Pfarrei Hetten- und Leidelheim. Der Pfarrer aber ließ noch zwei Jahre auf sich warten; unterdes versah der Pfarrer von Neuleiningen die anfallenden Taufen, Eheschließungen, Beerdigungen. In der Karwoche 1707 zog der erste Ortsgeistliche in der jungen Pfarrei Hettenleidelheim auf, Andreas Steurer. Er bezeichnete sich im Eingangsblatt des Pfarrbuches I, 1707-1719, selbst als ersten Pfarrer des Ortes. Steurer und seine beiden Nachfolger blieben nur kurz. Erst der vierte Ortspfarrer, Johann Ludwig Riehl (1710-1732)fand im Dorf eine Heimat und machte sich daran, die unerfreulichen Zustände zu bessern: Die größere Kapelle in Hettenheim war ohne Dach und Fenster, die kleinere in Leidelheim reichte nicht einmal für den “Dritten Teil von hiesiger Gemeind, zu geschweigen der menge deß auß denen Waldungen und benachbarten Dorfschafften zulaufenden Volkes”, wie es 1715 in einer Bittschrift der Gemeindeverwaltung an den Bischof und Landesherrn heißt. Dieser war Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Pfalzgraf bei Rhein, Bischof zu Worms und Breslau, Erzbischof zu Trier, Erzkanzler und Kurfürst. 1720 bis 1724 kam der Bau einer neuen Pfarrkirche zustande. An die zu diesem Zweck erhöhte, heute nicht mehr vorhandene mittelalterliche Peterskapelle in Leidelheim (5 auf 8,50 Meter) wurde ein breiteres Kirchenschiff (9,65 auf 13,50 Meter) mit Turm im damaligen Barockstil angebaut. Der hölzerne Hochaltar mit zwei Altargemälden wurde 1898 abgebrochen, die beiden Seitenaltäre im Frührokokostil mit wohl noch originaler Hubertusstatue und Marienfigur des 19. Jahrhunderts schließen heute die Seitenschiffe ab. Ebenfalls erhalten sind der Korpus des Hauptkreuzes, der Unterbau der Empore und die sparsamen Muschelstukkaturen der Decke; der Rest der originalen Einrichtung wurde im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts entfernt.

Die neue Kirche wurde am 27. August 1724 von Weihbischof Johann Baptista Gegg (oder Geig) von Worms zu Ehren des Apostels Petrus und des heiligen Hubertus konsekriert. Am Nachmittag und am Vormittag des nächsten Tages firmte der Weihbischof in Leidelheim 1700 Personen. Zugleich mit der neuen Kirche in “leyelheim” wurde auch ein neues Pfarrhaus errichtet. Es wurde auf den Fundamenten des aus dem Mittelalter stammenden Hofgebäudes vom Ramser Leidelheimer Hofgut in der Borngasse, der heutigen Pfarrgasse, aufgebaut (seit 1912 Krankenschwesternstation, 1965 abgerissen und durch das neue Schwesternhaus, heute Pfarrbücherei, ersetzt). Dem Pfarrhaus wurde das gesamte Umland mit landwirtschaftlichen Hofgebäuden, Scheunen, Ställen, Wiesen, Baum- und Pflanzgärten, Zieh- und Laufbrunnen zugewiesen. Es war ein ansehnlicher Grund- und Gebäudebesitz.
Seit 1722 gab es eine Bruderschaft vom hochwürdigsten Sakrament – wohl der älteste Verein des Dorfes, welches, als einziges im weiten Umkreis, bis weit ins 19. Jahrhundert fast ausschließlich von Katholiken bewohnt war. Bemerkenswert sind daher die Bevölkerungszahlen:
1771: 379 Einwohner, davon 2 Juden
1825: 719 Einwohner, darunter 3 Protestanten und 29 Israeliten.
1841: 858 Einwohner, darunter 6 Protestanten und 35 Israeliten
1885: 1338 Einwohner, darunter 25 Protestanten und 22 Israeliten
1910: 2056 Einwohner, darunter 140 Protestanten und 7 Israeliten
1950: 2703 Einwohner, davon 2246 Katholiken und 441 Protestanten
Der Aufschwung des Tonbergbaus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Chamotteindustrie, die bis zu 700 Menschen beschäftigte, seit Anfang des 20. Jahrhunderts brachte nach anfänglichem Boom durch die unvernünftige Konkurrenz vieler Kleinunternehmer, welche sich gegenseitig unterboten, große Klassengegensätze und Armut bei den Taglöhnern im Tonbergbau hervor; Frauen- und Kinderarbeit an den Förderwerken waren zunächst gang und gäbe.
Kirchlich prägte das 19. Jahrhundert in Hettenleidelheim ein einziger Mann: Johannes Franz Schaub, 1790 in Königsbach geboren, von 1817 bis 1874, also 57 Jahre lang, Pfarrer von Hettenleidelheim und Dekan. Es gibt viele Berichte über seine große persönliche Güte, über seine Bemühungen, Not zu lindern, wo er konnte. Aus den Erträgen der Pfarrgüter, die Teil seiner Besoldung waren, speiste er Arme und Kranke, wie vielfach mündlich überliefert ist. Er gab auch den Anstoß zur Gründung des Krankenunterstützungsvereins von 1857.
Sein Nachfolger, Karl Vogel aus Grünstadt (1874 bis 1893), geriet in Gegensatz zu seiner Pfarrei und deren Exponenten, dem Fabrikrat (heute: Verwaltungsrat). Ebenso wie der Gemeinderat war dieser von Tonherren dominiert, und es hatte sich eingebürgert, dass diese die tonhaltigen Pfarräcker zu ihren eigenen Gunsten ausbeuteten, ohne dass die Kirche vom Gewinn etwas sah. Vogel ging dagegen gerichtlich vor und betrieb zum Ärger der bisherigen Nutznießer die Versteigerung dieser Äcker. Kaum Unterstützung fand er im Bestreben, die für die rund 2800 Seelen der Pfarrei (Ramsen mit Stauf und Eisenberg waren damals Filialen) längst zu klein gewordene Kirche durch einen Neubau zu ersetzen oder zu ergänzen. Geradezu hasserfüllt sind selbst die Gemeinderatsprotokolle zu allem, was den Pfarrer betrifft. Man betrieb – zuletzt erfolgreich – seine Absetzung, indem man ihm auch private Verfehlungen vorwarf.

Pfarrer Jakob Stadtmüller (1893-1912) blieb es vorbehalten, die Kirchenerweiterung im neuromanischen Stil von 1898 bis 1901 zustande zu bringen, für welche der noch mittelalterliche Chor des bisherigen Gotteshauses abgerissen wurde. Architekt war Wilhelm Schulte aus Neustadt. Die Finanzierung wurde allein von der Kultusgemeinde erbracht.
Einzig ein altes Foto zeigt das ursprüngliche innere Aussehen der Kirche: der Altarraum war bis 1934 vollständig ausgemalt: Unten ein grünbraunes Vorhangmotiv, oben Quaderwerk und reiche schablonierte Ornamente, dazu figürliche Malerei: neben den Fenstern die vier Evangelisten, darüber Christus als Weltherrscher in neuromanisch-byzantinisierendem Stil.
Mit der Übertünchung dieser Wandmalerei erschien auch der in die Gesamtdekoration einkomponierte neuromanische Hochaltar fehlproportioniert; folgerichtig wurde er nach dem zweiten Weltkrieg Stück um Stück reduziert. Ende der 60er Jahre verschwand er vollständig, die Reliefs fanden noch einen Platz unter der Empore, bis sie bei der Renovierung von 1971, welche von der neuromanischen Einrichtung einzig den Hochaltartisch übrigbehielt, aus der Kirche entfernt wurden und schwer beschädigt in Privatbesitz gerieten. Allein dies machte es möglich, sie bei der leicht historisierenden, ästhetisch ungemein gelungenen Kirchenrenovierung von 1990-93 in neuer Rahmung wieder am alten Platz anzubringen. Statt des ursprünglichen Oberteils hängt an der Altarwand seit Ende der 1960er Jahre der alte Barockkruzifixus mit Figuren der Maria und des Apostels Johannes aus dem späten 19. Jahrhundert. Zelebrationsaltar, Ambo und Sitze im Altarraum wurden 1971 vom einheimischen Bildhauer Theo Rörig aus grauem Stein gestaltet. Neue Orgeln erhielt die Kirche 1826 und 1958. 1951 wurde der Turm um ein Geschoss erhöht, 1952 erhielt er sechs wohlklingende neue Bronzeglocken der Gießerei Schilling in Heidelberg. (Im selben Jahr erst entstand auch eine protestantische Kirche in Hettenleidelheim.)

Das großzügige Pfarrhaus im typischen bayerischen Heimatstil weurde 1911 gebaut, das Jugendheim St. Josef um 1960.
Eine ständige Kaplanstelle bestand seit 1884, sie fiel 1967 wegen Priestermangels weg. 1893 kamen die Armen Schulschwestern ins Dorf. Die Dominikanerinnen waren auch als Krankenschwestern, im Kindergarten, als Sakristaninnen und Organistinnen tätig. Nach 99 Jahren wurde die Schwesternstation 1992 aufgelöst. Das kirchliche Leben war einst sehr reich; der Schematismus von 1917 nennt 18 katholische Vereinigungen von der Herz-Jesu-Bruderschaft über den Elisabethen- und Cäcilienverein bis zur Handarbeits- und Kleinkinderschule. 1931 erbauten junge Männer aus dem Dorf die Marienwaldgrotte an der Straße nach Ramsen.
Zu deutlichen Gegensätzen kam es, als 1933 der vorher im Ort nicht wesentliche Nationalsozialismus sein Terrorregime errichtete. Pfarrer und Dekan Joseph Poth (1926 bis 1950) schrieb damals: “In Hettenleidelheim blühte ein schönes Vereinsleben, die Katholiken standen größtenteils der Hitlerbewegung kalt gegenüber. Hatten wir doch noch bei der Märzwahl (1933) 637 Zentrumsstimmen gegenüber den 271 Hitlerstimmen. Die Gemeindeverwaltung bestand aus gut katholischen Männern, die treu zu ihrem Pfarrer hielten. In Dankbarkeit sei gedacht an unsern Bürgermeister Leonhard Stiefenhöfer, der nur in Verbindung mit dem Pfarramt handelte. Und nun kommt durch die neue Regierung der Ortsgruppenführer NSDAP, Lehrer Graf, an die Spitze. Bürgermeister Stiefenhöfer und der ganze Gemeinderat wurden entfernt. Der Revolutionsbürgermeister erwählt sich lauter Nationalsozialisten zu Gemeinderäten, Protestanten und abgestandene Katholiken, die dem kirchlichen Leben fremd gegenüberstehen. Darum wurde gleich in der ersten Sitzung den Religionslehrern an der Berufsschule das Gehalt gestrichen, der Vertrag mit dem Elisabethenverein aufgehoben, das Fassionsholz gestrichen, echt revolutionär. (…) Seitdem Graf Bürgermeister ist, muß das katholische Volk unter seinem Terror leiden. Besonders ging er gegen die Geistlichkeit vor. Für Pfarrer und Kaplan hat er die Versetzung beantragt, beide sollten auch in Schutzhaft kommen, aber das katholische Volk stand Wache für uns Geistliche und so blieben wir verschont. Der tüchtige Kaplan Bergweiler, der sich um den Jungmännerverein annahm, war dem Lehrer Graf ein Dorn im Auge und (dieser) ruhte nicht, bis er versetzt wurde.” In der Folge werden die Schul-schwestern vertrieben, die Pfarrbücherei aufgelöst, die katholische Volksschule durch eine Gemeinschaftsschule abgelöst. Poth kommentiert dies 1938: “Auch dieses Jahr verlief ruhig, man mußte sich an vieles gewöhnen und schweigen lernen. Die Verhältnisse sind in Hettenleidelheim im Laufe dieses Jahres ganz anders geworden.”
Dekan Poth und Kaplan Jakob Bergweiler waren eindeutige Gegner des Nationalsozialismus; letzterer kam nach seiner Pensionierung in den 1970er Jahren nach Hettenleidelheim als noch lange aktiver und beliebter Ruheständler zurück, so dass in der Pfarrei unter den Pfarrern Georg Dahl und Franz Peter Wetzel zwei Priester die Gottesdienste in Hettenleidelheim und Tiefenthal versahen. Es gab in jenen Jahren drei gut besuchte Sonntagsmessen in Hettenleidelheim und Tiefenthal und zwei Werktagsmessen in Hettenleidelheim. Seither ist ein deutlicher Rückgang des Kirchenwesens zu verzeichnen: Die eine verbliebene Sonntagsmesse ist ungefähr so besucht wie jede der damaligen drei; besonders die heranwachsende Generation ist kaum mehr in der Kirche zu finden. Dem korrespondiert zunehmender Priestermangel, sodass Pfarrer Bernhard Selinger (1991-2006) zwei Pfarreien und zwei Filialen zu pastorieren hatte.

Im August 2006 wurde Pfarrer Frank Aschenberger für die neu gebildete Pfarreiengemeinschaft mit Hll. Erzengel Altleiningen, St. Peter Hettenleidelheim, St. Georg Tiefenthal und St. Alban Wattenheim in Dienst gestellt.

Seit November 2011 ist Pfarrer Joachim Voss im Dienst und seit September 2013 auch noch für die erweiterte und neu gebildete Gesamt-Pfarrei Sankt Lukas, der nun auch St. Matthäus Eisenberg mit St. Maria Kerzenheim sowie auch Mariä Himmelfahrt Ramsen angehören, verantwortlich.

In der Gemeinde aktive katholische Vereinigungen sind
der Kirchenchor St. Peter,
die Kolpingfamilie,
die katholische Frauengemeinschaft,
der Elisabethen-Verein,
die Messdiener,
und die überaus aktive, großzügig ausgestattete katholische öffentliche Bücherei.
Filialen waren von 1710 bis etwa 1750 Wattenheim, von 1808 bis 1914, faktisch bis 1919 Eisenberg, von 1811 bis 1960 Ramsen, das seit 1898 Expositur von Hettenleidelheim war, seit 1931/34 Tiefenthal.

Karl Blum /Roland Happersberger

Quellen: Karl Blum: Das Priesterbuch von Hettenleidelheim, ungedruckt.; ders.: Im roten Löwen gab es kein Bier. Ein Spaziergang durch das alte Hettenleidelheim, verlegt vom Heimatmuseum 1998; Pfarrgedenkbuch I und II, auszugsweise Abschrift im Heimatmuseum; F. Jürgensmeier (Hrsg.) Das Bistum Worms, Würzburg 1997, u.a.

 

St. Georg Tiefenthal

Wenig ist aus der frühen Geschichte von Tiefenthal bekannt. Da der Ort keinen der für die fränkische Landnahme im 5./6. Jahrhundert typischen, aus einem Männer-namen und -heim gebildeten Ortsnamen trägt, der Name vielmehr ein Flurname zu sein scheint, ist es möglich, dass er erst im hohen Mittelalter entstand. 1318 oder 1330 – die Autoren unterscheiden sich hier – datiert die älteste erhaltene Erwähnung, “Ddiffenthal”, “Dyfendal”, “Dyefendal” werden als älteste Wortformen genannt. Die ältesten Belege betreffen sämtlich das Tiefenthaler Gotteshaus, die Kapelle der heiligen Jungfrau Maria, damals wie Hettenheim Filiale von Eisenberg. Hier standen Altäre, welche der Gottesmutter und dem heiligen Georg geweiht waren. 1330 und 1380 wurden der Kapelle päpstliche Ablässe verliehen. 1362 stifteten die Grafen Friedrich der Ältere und Friedrich der Jüngere zwei ewige Messen für beide Altäre. Als Besoldung der Altarpriester bestimmten sie jährlich dreißig Malter Korn und ein Fuder Wein aus diversen Orten der Grafschaft, 1490 wurden beide Stiftungen vereinigt, weil sie – so damals Graf Kuno von Leiningen – zu klein seien, um zwei Priester zu ernähren. Als Grund für die Stiftung des Jahres 1362 nennen die Grafen “dye große genade und den aplas dy man findet deglich in dem godeshuse”.
Aus all dem hat man gut begründet geschlossen, dass die mittelalterliche Marienkapelle in Tiefenthal eine viel besuchte Wallfahrtskapelle war, in der man täglich die damals begehrten Ablässe, also den Erlass der zeitlichen Sündenstrafen im Fegfeuer, gewinnen konnte. Dies würde auch erklären, warum es an einem Ort, der nie eigene Pfarrei war, 1496 ein – freilich unbewohntes – Wohnhaus des Priesters gab, außerdem im 16. Jahrhundert einen “Klausner” oder “Verwahrer” der Kapelle und des Kirchenguts.

Die Klause wurde 1558 von Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg in private Hände verkauft. Zwei Jahre vorher hatte er sich der Reformation angeschlossen und, damit einhergehend, alles Kirchengut in seinen Besitz gebracht. Die Kirche wurde lutherisch. In weitem Umkreis gab es außer in Neuleingen, dessen Nikolaus-kirche in der dem Wormser Bischof gehörenden Hälfte der Stadt lag, keine katho-lischen Messen mehr. Dies änderte sich erst, als im Jahr 1673 der Leininger Graf Ludwig Eberhard zum Katholizismus übertrat. Dies war auch eine politische Ent-scheidung. Auseinandersetzungen des Reiches mit Frankreich bahnten sich an; der deutsche Kaiser war schwach, der französische König stark. Ludwig Eberhard hoffte, sich und die Grafschaft gut zu stellen, indem er die Grafschaft an Frankreich band. Er betrieb gegen den Widerstand der Lutheraner die Rekatholisierung der Grafschaft, rief Kapuzinerpatres nach Neuleiningen und übergab ihnen die Peters-kirche in Grünstadt, die Stefanskirche in Sausenheim, die Kirche in Mertesheim, außerdem die Tiefenthaler Kirche als Ersatz für die in Ruinen liegende Höninger Klosterkirche – und “weilen sich mehr Catholische als Evangelische allda befinden”, wie es im Religionsedikt des Grafen Philipp Ludwig vom 30. August 1699 heißt. Die katholische Inbesitznahme bringt angeblich mit sich, dass die lutherische Kanzel aus der Kirche hinausgeworfen wird.
Zeitlich parallel beansprucht der Franzosenkönig Ludwig XIV. die Herrschaft über das linke Rheinufer und ordnet 1684 an, dass in Orten mit nur einer Kirche diese Katholiken und Lutheranern gemeinsam gehören soll: die sogenannte Simultan-kirche ist geboren. Im darauf folgenden pfälzischen Erbfolgekrieg brennen 1689/90 weite Teile der Pfalz; der Friede von Rijswik schreibt die Simultaneen 1697 für die Zukunft fest, 1699 präzisiert sie Philipp Ludwig für seine Grafschaft.

Im April 1767 wird die mittelalterliche Kirche – sie besaß Turm und Sakristei, Taufstein, ein Gewölbe mindestens über dem Altar, einen Hauptaltar mit Muttergottesstatue und einen Nebenaltar mit Georgsrelief – abgerissen. Danach errichtet der Grünstadter Maurermeister Josph Gritsch die heutige protestantische Kirche. Die mittlerweile längst wieder protestantischen Grafen wollen die Katholiken von der Benutzung der Kirche ausschließen, weil sie durch den Neubau eine andere geworden sei. Als wenige Jahre später die katholische Wattenheimer Ortsherrschaft von Blumencron die dortige Kirche vergrößert und mit Verweis auf Tiefenthal, das katholischerseits mittlerweile Filiale von Wattenheim ist, mit dem umgekehrten Verfahren droht, lenken die Grafen ein, die katholischen Altäre finden Platz unter dem Empore. Das Simultaneum währt rechtlich bis 1910, als die Katholiken sich von den Protestanten auszahlen lassen, faktisch bis 1932. 1931 und 1932 entsteht unter Leitung von Bezirksbaurat Heisel (Grünstadt) die katholische Filialkirche St. Georg mit dem charakteristischen Zwiebelturm. Aus der Simultankirche übernommen werden eine barocke Muttergottesstatue (113 Zentimeter hoch) aus der Zeit um 1680 und ein gotisches Georgsrelief aus Lindenholz (90 auf 75 Zentimeter) aus der Zeit um 1470.

Roland Happersberger

Quellen: B. Schnabel: “Bildnusse” von Maria und St. Georg, in: Heimatjahrbuch 2002 des Landkreises Bad Dürkheim, S. 265ff.; A. Eckhardt: Die Kunstdenkmäler der Pfalz, Stadt und Kreis Frankenthal, München 1939, (2)1982, Roland Happersberger: Wird die Grafschaft wieder katholisch?, in: Heimatjahrbuch des Kreises Bad Dürkheim 2003, S. 309ff.; Karl Blum: Kirchenwesen und Pfarrorganisation im Leininger Land, ungedruckt, u.a.